Josef Freiwald wurde als Sohn einer Sintezza und eines Jenischen im schweizerischen Kanton Wallis geboren. In seiner Heimatgemeinde war er als Schweizer registriert. Freiwald arbeitete später als Akrobat und Musiker im Münchener Zirkus Krone, ehe er nach Holland übersiedelte, wo er in Cafés Musik spielte und mit der Sintezza Carolina Basily, die ihrerseits einer italienischen Artisten- und Musikerfamilie entstammte, eine Familie gründete. 1940 geriet die Familie unter deutsche Besatzung. Trotz mehrfacher Konsulatsanträge und der rechtlichen Staatsbürgerschaft weigerten sich die Schweizer Behörden, Freiwald einen Schweizer Pass auszustellen, weil er unehelich geboren worden war und als „Zigeuner“ galt. Jeglichen Schutzes beraubt, wurde Freiwald im Frühjahr 1944 festgenommen und in das holländische Durchgangslager Westerbork eingeliefert. Seine Frau und die drei gemeinsamen Kinder kamen hingegen frei, weil sich das italienische Konsulat für sie einsetzte. Im Mai 1944 wurde Josef Freiwald in das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau überstellt, wo er die Häftlingsnummer Z-9967 erhielt. Kurz vor der Auflösung des „Zigeunerfamilienlagers“ am 2. August 1944, bei der die verbliebenen 2.897 Insassen in den Gaskammern von Birkenau ermordet wurden, wurde Freiwald als Arbeitsfähiger für einen Transport in das KZ Buchenwald eingeteilt. Bei einem Zwischenhalt gelang ihm die Flucht. Nach drei Monaten im Untergrund wurde er ein weiteres Mal verhaftet und in Buchenwald eingeliefert. Nach seiner Befreiung kehrte er nach Holland zurück. Seine Bemühungen, die Schweizer Bürgerrechte wiederzuerlangen, blieben auch nach 1945 erfolglos.
Fernschreiben, das über die Flucht von Josef Freiwald informiert, 6.3.1944 (APMO, IZ–8, 4a, Nr. 155917, S. 100).
Autor: Martin Holler
Quelle: Huonker, Thomas; Ludi, Regula: Roma, Sinti und Jenische. Schweizerische Zigeunerpolitik zur Zeit des Nationalsozialismus. Zürich 2001; Gedenkbuch: Die Sinti und Roma im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau, Band 2. München 1993; Archiwum Państwowego Muzeum Auschwitz-Birkenau w Oświęcimiu (Archiv des Staatlichen Museums Auschwitz-Birkenau in Oświęcim, APMO), IZ–8 (Gestapo Lodz), 4a, Nr. 155917.
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