Turčo Čukoev war ein bulgarischer Roma-Musiker, der bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges in Zirkuskapellen seinen Lebensunterhalt verdiente. Über den Vater, ebenfalls ein Musiker, ist bekannt, dass er aus Rumänien stammte. Den Erinnerungen seiner Angehörigen zufolge nahm Čukoev an einer Initiative teil, die eine Union der Roma-Zirkusmusiker ins Leben rufen wollte. Nach mehreren Treffen in den 1920er und 1930er Jahren versandeten die Bemühungen jedoch. Bei Beginn des Zweiten Weltkrieges war Čukoev Mitte dreiβig gewesen. Im Krieg diente er als Hilfskraft in der bulgarischen Armee, wo er zur Pferdebetreuung herangezogen wurde. Das Schicksal der bulgarischen Roma, und damit auch Čukoevs, unterschied sich von denjenigen polnischer oder sowjetischer Roma, die in den unmittelbaren deutschen Herrschaftsbereich gerieten und der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik ausgesetzt waren. Anders als das benachbarte Rumänien ergriff Bulgarien von sich aus keine repressiven Maßnahmen gegen die einheimische Roma-Bevölkerung, obwohl es ebenfalls mit dem Deutschen Reich verbündet war. Im Januar 1944 geriet Čukoev am Hauptbahnhof von Sofia in einen Bombenangriff der Alliierten, als er gerade Pferde in Zugwaggons verlud. Nach eigenem Bekunden gelang es ihm, sich und die Pferde zu retten. Nach dem Krieg, im nunmehr kommunistischen Bulgarien, wurde Čukoev Musiker in der bulgarischen Armee. Er starb in hoch betagtem Alter.
Autor: Raluca Bianca Roman
Quelle: Die Informationen über Turčo Čukoev basieren auf Angaben der bulgarischen Filmproduzentin Ljudmila Živkova, die eine Enkelin Čukoevs ist. Ihre Familiengeschichte hat sie in einem Dokumentarfilm verarbeitet, der im April 2017 Premiere feierte.
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